Notizen und Gedanken
Alle Beiträge bleiben Eigentum ihrer Schöpfer. Man kann die Beitäge direkt an mich oder an die Torstrasse 111 schicken bzw. mailen. Alle Beitäge werden im Rahmen der Ausstellung gezeigt bzw. auch auf diese Website veröffentlicht. Originale Arbeiten werden nach der Ausstellung zurück an die Künstler und Autoren zurückgeschickt. (Rückporto bitte beilegen) Details für die Einsendung von beiträge unter Wie, Wann, Wo.
Beiträge können auch direkt vor Ort erstellt werden. Tische und Stühle und Malutensilien werden vorhandensein Jede(r) ist wärmstens eingeladen mitzumachen.
Das Projekt ist da um der Wörter Willen. Auch in den vier Wochen nach der Vernissage sollten sich die Ideen mehren.
Die Wörter sind größtenteils (zu 95 %) Vorschläge des Rechtschreibprogramms von Microsoft Word 2000 (9.0.2812) nachdem ich mich vertippt habe. Das Programm lässt sich auch als Wortgenerator benutzen, indem man Wörter gezielt falsch schreibt. Manchmal, nachdem mir Word ein besonders schönes Wort vorgeschlagen hat, habe ich einfach nachgehakt und geschaut was noch kommen mag.
Für mich sind das keine Unsinnswörter sondern Mischlinge, Mutanten, ambivalente Erscheinungen und zwischendurch mal Engel, alle mit tiefem Potential; viele sind lustig, viele aber fast erhaben oder sogar schaurig.
Wie Wörter von einer toten Sprache, einem Paralleluniversum. Schillernd, gleichzeitig echt und unecht, sich selbst und doch nicht.
Wie Fehlfarben: die unperfektesten Briefmarken werden am eifrigsten gesammelt und am teuersten verkauft. Wie viele Erfindungen/Entdeckungen sind Ergebnis eines Fehlers? (Penizillin... und sonst noch?)
Warum sind solche Wörter faszinierend? Warum lieben Künstler oft solche Wörter (auch Anagrame, Palindrome, Wortspielereien)? Und Paradoxe? Spiegeln solche Wörter etwas von der Struktur des Künstlerhirns, oder von der Struktur des Universums das man sonst nicht ahnen kann? Spiegelt Ironie auch etwas von diesem Struktur? Man denkt z.B. an Welle-Teilchen-Dualismus.
Wir sind umarmt, umgarnt, umkränzt von Wörtern (Sommer der Umarmung). Es gibt Blumen und Stilblüten im Hof.
Im November 2007 tippte ich in einem Text für die Adolf-Luther-Stiftung den Begriff “Schellmann-Klüser” (der Name bzw. die Abkürzung für das berühmte Werkverzeichnis der Multiples von Joseph Beuys). Word als notorischer Besserwisser, was Kunst- geschichte betrifft, meldete einen Fehler und schlug folgendes vor: “Schellmann-Klüger Schellmann-Klüver Schellmann-Klüse Schellmann-Klüsen”.
Nicht weniger spitzfindig gab sich Word im August 2008 als ich ebenfalls einen Text für die Adolf-Luther-Stiftung tippte worin ein “IF-Hohlspiegel” vorkam (solche Spiegel hat der Künstler Adolf Luther gern benützt). Nachdem ich den beanstandeten Begriff angeklickte, hat Word “IG-Hohlspiegel, IV-Hohlspiegel, IB-Hohlspiegel, IQ-Hohlspiegel” und “IC-Hohlspiegel” vorgeschlagen.
Aus der Hüfte geschossen: Heute (26.03.2009) habe ich das Wort “mitgelinde” von einem Verzeichnis in ein anderes verschoben und sofort meinte Word, es handle sich um ein englisches Wort: roter Kringel und der Vorschlag. “ridgeback”!
Die gleichen Ergebnisse lassen sich mit verschiedenen PCs erzielen – nur das Wort „Kniedagewesenes“ habe ich kein zweites mal bekommen: vielleicht brauchen auch Computerprogramme und Unsinnswörter Entstehungsmythen. Heute habe ich versucht, mein damaliges Ergebnis zu wiederholen in dem ich “kniedergewesenes” eingab. Word schlug mir folgende Wörter vor: “kniederbgewesenes kniediergewesenes knieadergewesenes knieädergewesenes kniedelgewesenes”. Eine Woche Später (15.04.09) habe ich “Kniedagewesenes” doch im Korrekturprogramm gefunden bzw. aufgetischt bekommen! Unglaublich, ich dachte schon es war nur meine Erfindung. Nein, Heute habe ich "noch-niedagewesene" geschrieben und prompt kam "noch-Kniedagewesene". Daher hatte ich den Titel.
Ich reite die “Kniedagewesenes”-Welle (15.04.09) und mache ein paar Gedichte mit den Wortern und lasse mich von deren Dehnbarkeit und Geschmiedigkeit berauschen*. Und selbst vor einem Wort wie “lichteleuchtelindeloh” geniert sich Word nicht: das Wort wird zwar beanstandet aber was sind das für wahre Schätze die jetzt vorgeschlagen werden? “lichteleuchtelinderoh” “lichteleuchtelindefloh” “lichteleuchtelindeloch” “Lichteleuchtelindfloh”. Vor allem das letzte - ein schillender bruder des Lindwurms - hat micht sehr angetan.
*Der Dichter H.C.Artmann meinte Worte hätten eine “bestimmte magnetische masse, die gegenseitig nach regeln anziehend wirkt; sie sind gleichsam 'sexuell', sie zeugen miteinander, sie treiben unzucht miteinander. ... Ich bin der kuppler und zuhälter von werten und biete das bett.”
Aus dem fehlgeschlagenen Versuch “Spiegelbälle” zu tippen:
Und weil die Worte mich manchmal an die Anagrammgedichte von Unica Zürn erinnern, hier eins ihrer schönsten:
Tausend Zaubereien
Ei, zarte Suenden bau: / reizende Tauben aus / Zundertau. Eine Base / aus Reizdaunen bete / an. Zuende Staubeier / aus, in Zaubertee. Den Zebus / traue an deine Busenzierde. Taue an / Eisabenden Azur. / Tue in den Zaubertausee/ tausend Zaubereien U.Z.
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